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Sachsen-Anhalt bewegt sich

Haseloff wandert mit Herzblut

Haseloff wandert mit Herzblut

Flott unterwegs (v. l.): Prof. Axel Schlitt, Dr. Tom Giesler und der Ministerpräsident mit Begleitern

Wie sangen die Senioren des Klause-Chores vorm Carl-von-Basedow-Klinikum in Merseburg so begeistert: „Das Wandern ist des Müllers Lust.“ Und offenbar auch die unseres Ministerpräsidenten.

Mit rund 130 – im wahrsten Sinne – Wegbegleiterinnen und -begleitern absolvierte Dr. Reiner Haseloff bei der mittlerweile 6. „Wanderung mit HERZBLUT“ am 15. Mai 2024 gute drei Kilometer und kam dabei nicht mal richtig ins Schwitzen. Nun könnte das auch an den mehrfachen Pausen gelegen haben – hier ein Schwätzchen, dort eine Plauderei – oder daran, dass der 70-Jährige im vergangenen Jahr seinen BMI um einige Punkte nach unten trainierte. Eine stolze Leistung, von welcher der CDU-Politiker und Schirmherr der Aktion nicht minder stolz in seinem Grußwort vorab berichtete: „Ich weiß, dass man das vielleicht nicht sofort sieht, aber ich habe im vergangenen Jahr sechs Kilo abgenommen.“ Ja, er tue etwas um fit zu bleiben, so Haseloff. Und hatte doch seinen „Leibarzt“ Dr. Tom Giesler, wie er sympathisch scherzte, an seiner Seite.

Ebenso wie Prof. Dr. Axel Schlitt, der als Initiator der Aktion und Mit-Gründer des Vereins „Herzblut für Sachsen-Anhalt“ das erste Wort an die versammelten Wanderer richtete: Lange habe Sachsen-Anhalt in der bundesweiten Statistik der Herz-Kreislauf-Morbidität und -Sterblichkeit die unrühmliche „Rote Laterne“ besessen. Inzwischen liege man laut Herzbericht auf einem Niveau mit Niedersachsen. Bundesländer wie das Saarland haben noch höhere Zahlen zu dokumentieren, „Mecklenburg-Vorpommern ist jetzt Schlusslicht“, so Prof. Schlitt. „Doch noch immer gehören wir zu den Bundesländern mit der höchsten Rate an Herz-Kreislauferkrankungen. Es gibt also weiterhin viel zu tun.“

Der anschließende Weg führte die Wandergesellschaft rund um den Stadtpark von Merseburg. Mit dabei Dr. Martina Vangerow, Fachärztin für Innere Medizin sowie Dr. Lisa Münke, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, beide vom MVZ Helmi in Merseburg. Mit den Medizinerinnen unterhielten wir uns über das richtige Wandern.

Ein Hut schützt vor der Sonne: Dr. Reiner Haseloff im Gespräch mit Dr. Tom Giesler (l.)

v. l.: Dr. Lisa Münke, Dr. Martina Vangerow

Geht denn das – einfach loswandern? Oder braucht man dafür spezielle Ausrüstungen?
Dr. Münke: „Nein, eigentlich ist das ganz einfach. Für die Strecke angemessene Kleidung. Festes Schuhwerk mit gutem Profil ist sicherlich von Vorteil – aber im Endeffekt kann man in jeder Bekleidung laufen.“

Das Tempo hier und heute ist ja relativ gemächlich.
Dr. Münke: „Das empfindet sicher jeder anders. Man sollte gerade so in die Schweißbildung kommen, sich noch unterhalten können. Wenn man zu sehr schwitzt, lieber etwas zurücknehmen. Kommt man außer Atem, ist es auch zu schnell.“
Dr. Vangerow: „Und immer auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr achten und Wasser mitnehmen, damit man unterwegs seine Reserven immer wieder auftanken kann. Bei Sonnenschein eine Kopfbedeckung tragen und für guten Sonnenschutz sorgen.“

Reicht es denn, hin und wieder einen Spaziergang zu unternehmen?
Dr. Vangerow: „Naja, um die Herzgesundheit zu fördern, reicht das nicht ganz. Regelmäßige Bewegung, Ausdauertraining sind besser. Es geht um kontinuierliches Laufen, mindestens zwei Mal die Woche eine halbe Stunde. Langsam starten. Und wenn man merkt, man benötigt eine Pause, ist es legitim, sich diese auch zu gönnen.“

Ausdauertraining klingt ein bisschen freudlos und so leistungsorientiert.
Dr. Vangerow: (lacht) „Na man kann auch sagen: Gehen Sie zum Wandern in die Natur mit guter Luft und Vogelgezwitscher. Und genießen Sie dabei die blühenden Blumen. Ernsthaft: Es ist für viele Leute schwierig, den Anfang zu machen, sich zu motivieren. Da ist es nicht schlecht, wenn man in Gruppen geht, sich verabredet mit Freunden, mit Familienmitgliedern, Nachbarn.“

Sie gehen öfter zum Wandern?
Dr. Vangerow: „Mit der Familie und den Kindern ist eher Fahrradfahren angesagt.“
Dr. Münke: „Ich wohne ländlich und bin gern in der Natur. Ich bevorzuge dann aber doch ein flotteres Tempo.“
Dr. Vangerow: „Ich empfehle auch sehr Nordic Walking – das Schöne daran ist, dass man den ganzen Körper trainiert und durch die Stöcke die Wirbelsäule in eine gewisse Mobilisation bringt. Man bekommt den Kopf frei, weil man sich auf die Koordination mit den Stöcken konzentrieren muss. Das ist auch ein Tipp für Menschen, die viel grübeln, sich in Gedankenschleifen verfangen und zu Depressionen neigen – die Bewegungsabläufe holen sie zumindest zeitweilig da raus.“

Zurück zu den Herzkreislauf-Erkrankungen. Haben Sie damit viel zu tun?
Dr. Vangerow: „Wir haben in unserer Praxis regelmäßig Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Prävention gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben. Sich zu bewegen – regelmäßig und ausdauernd – ist gerade für Menschen mit kardiovaskulären Risikofaktoren ein Muss. Das ist bei nahezu jedem zweiten Patienten die dringende Empfehlung.“

Dabei weiß doch jeder: Man sollte nicht rauchen, sich bewegen, gesunde und ausgewogene Ernährung bevorzugen, auf Alkohol am besten verzichten oder sehr reduziert genießen – warum klappt es so schlecht?
Dr. Münke: „Gute Frage. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Er mag es bequem. Und manchmal ist es auch einfach schneller, sich ins Auto zu setzen, als die fünf Kilometer mit dem Fahrrad zu fahren oder die 800 Meter zum Supermarkt zu gehen. Der Schlüssel ist, die Bewegung in die Alltagsroutine einzupflegen.“

Prävention, Mobilität, gesunde Ernährung standen auch in der 5. Herzwoche Sachsen-Anhalt vom 3. bis 8. Juni 2024 im Mittelpunkt.

Die Initiative unter Schirmherrschaft von Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne wird von der Deutschen Herzstiftung unterstützt. Das Motto lautet #herzenssache – Mach deinem Herzen Beine. Und auch hier wird der Fokus auf Bewegung und gesunde Ernährung gesetzt, zudem über Vorbeugung, Erkennung
und Behandlung von Herzkrankheiten informiert. Einen Bericht dazu lesen Sie in der Sommerausgabe.

Gesunde Ernährung spielt auch eine Rolle?
Dr. Vangerow: „Klar, Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, all das. Besser ist Wasser als Eistee. Man muss schon was für die eigene Gesundheit tun, Selbstverantwortung übernehmen und das auch seinen Kindern vorleben. Denn was wir heute tun, prägt die kommende Generation.“

Interview: K. Basaran

Fotos: ÄKSA