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Gemeinsames Aufforsten ein voller Erfolg

Heilberufler pflanzen 9.000 Bäumchen im Harzwald

Heilberufler pflanzen 9.000 Bäumchen im Harzwald

Auftakt zur ersten gemeinsamen Baumpflanzaktion aller Heilberufe Sachsen-Anhalt

Es piekst ganz schön, selbst durch feste Jeans, Wanderhosen und Handschuhe. Und man muss bisweilen darauf achten, dass die vielen Brombeerranken einen nicht stolpern lassen. Doch entschlossen treiben sich die Spitzhacken – genauer gesagt 'Wiedehopfhacken' – in die Furchen, die im Frühjahr in den Waldboden gezogen wurden. Hier und da versperren Baumstümpfe den Weg. Macht nichts, weiter, immer weiter geht‘s. In den gehackten Gruben werden sanft die Setzlinge gebettet, manche erinnern an Zweige, an denen noch braune Blätter baumeln. Aus ihnen sollen im kommenden Frühjahr grüne Triebe und Knospen schieben, die zu einem stattlichen Wald heranwachsen sollen. Noch etwas Erde auf die zarten Wurzelballen der Rot-Erlen schaufeln, fest andrücken, fertig. Jetzt nur nicht darauf rumtrampeln! Später kommen noch Douglasien hinzu, die optisch schon eher an Bäumchen erinnern.

9.000 dieser Setzlinge bringen die rund 300 Helferinnen und Helfer an zwei Tagen im Oktober in die Erde im Wernigeröder Forst. Drei Hektar, eine Fläche von annähernd sechs Fußballfeldern, sind danach mit Hoffnung auf einen gesunden Wald befüllt.

Auch die Waldkönigin Marie I. packte gemeinsam mit KV-Vorstandschef Dr. Jörg Böhme (li.) und unserem Kammerpräsidenten (r.) an
Fotos: Peter Gercke

Nach zwei Jahren durchaus erfolgreichen „Alleingangs“ durch die Ärztekammer, fand am 18. und 19. Oktober 2024 erstmals die Baumpflanzaktion „Heilberufe helfen dem Harz“ im Wernigeröder Stadtwald statt. An ihr beteiligten sich Angehörige der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt, der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt, der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt, des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt und der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer. Ein schöner Zusammenschluss und Zeichen dafür, dass man gemeinsam mehr bewegen kann, wie Ärztekammer-Präsident Prof. Uwe Ebmeyer in seinem Grußwort im Namen aller Heilberufe betonte. „Warum engagieren wir Heilberufler uns hier? Wir wissen aus Untersuchungen: Da, wo es keine Bäume gibt, geht es den Menschen schlechter, viele Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Probleme oder Diabetes treten dort häufiger auf“, so Prof. Ebmeyer.

„Wir alle wissen, wie gut frische Waldluft tut. Der Wald bindet Staub und Kohlendioxid; er hilft, Stress zu reduzieren.“ Doch der Wald sei krank. Borkenkäfer und Klimawandel haben ihm zuletzt stark zugesetzt, ihn anfällig gemacht für Waldbrände. Die jüngste bundesdeutsche Waldinventur hat ergeben, dass der Wald sogar momentan mehr Kohlendioxid abgibt, als er bindet. Deshalb wolle man gemeinsam dabei helfen, den Harzwald wieder aufzuforsten – statt Monokultur nun mit Mischwald. „Die Mischung mache es eben – wie in der Medizin das interdisziplinäre Zusammenarbeiten“, so Prof. Ebmeyer. Bevor es dann an die Spitzhacken und Spaten ging, konnten die Heilberufe in Anwesenheit von Gästen wie der frisch gekrönten Waldkönigin Marie I. dem anwesenden Oberbürgermeister Wernigerodes, Tobias Kascha, und dem sichtlich gerührten Stadtförster Michael Selmikat einen Spendenscheck in Höhe von 25.000 Euro überreichen. Jeder Euro steht dabei für ein Bäumchen, der im Wernigeröder Forst in nächster Zeit in den Boden kommen soll.

Warten auf ihren Einsatz: Die kleinen Douglasien kamen an Tag 2 in die Erde
Hervorragendes Pflanzteam: Dr. Frank Lautenschläger
und Dr. Carola Lüke
Trauriger Anblick: Borkenkäfer und Klimawandel haben ihre Spuren im Harz hinterlassen

Unter Anleitung des Teams um Stadtförster Selmikat pflanzten an zwei Tagen ganze Praxisteams, Familien und Medizinstudenten Seite an Seite. Waren zum Start am Freitag, den 18. Oktober, bei Sonnenschein etwa 100 Pflanzwillige an die Stelle irgendwo im Nirgendwo zwischen Wernigerode und Drei Annen Hohne gekommen, erlebten die rund 200 Neuförsterinnen und -förster am Samstag, den 19. Oktober, dann ein graues Himmelsallerlei samt Wind und Feuchtigkeit. Der Stimmung tat letzteres keinen Abbruch, zumal dieses Wetter den Bäumchen deutlich besser taugt. Eine rührende Szene, die verdeutlicht, mit welchem Engagement hier gewerkelt wurde: Noch als längst die Forstarbeiter zusammengepackt hatten, das Catering abgeräumt und verladen, die Kammer-Beachflags eingepackt waren und sich alle nach getanem Tagwerk wieder heimwärts bewegten, wartete das Orga-Team noch auf eine letzte Helferin: Diese war völlig in ihre Arbeit vertieft, hatte die Zeit vergessen und wollte ihre letzten Bäumchen noch unbedingt einpflanzen.

„Die Stimmung war gut, das hat man gemerkt,“ resümiert Stadtförster Selmikat am Ende mehr als zufrieden. Die Pflanzleistung sei toll gewesen „Tief und schön fest“ stünden die Setzlinge, das hat der Zugtest ergeben. „Das war nicht nur symbolisch hier, das war echter Waldbau, Forstwirtschaft, bei der uns die Heilberufe hier unterstützt haben“, sagt er weiter und bedankt sich noch einmal für die Arbeitsleistung und das großzügige Spendengeld.

Warm eingepackt und mit Spitzhacke bepackt geht es gleich ans Werk (Foto: ÄKSA)
Stadtförster Michael Selmikat bedankte sich für den großzügigen Scheck zur Wiederaufforstung des Harzwaldes (Foto: Peter Gercke)

Ein Blick in die Zukunft: Wie geht es weiter an der Pflanzstelle der Heilberufe? Man wolle noch etwas Laubholz zwischen die Douglasien pflanzen, eventuell Hainbuchen oder Rotbuchen. Danach heißt es auf den Frühling warten. Im April und Mai treiben die Bäumchen hoffentlich ordentlich aus und die Wurzeln wachsen an. Stadtförster Selmikat: „Es heißt dann Geduld haben. Im kommenden Jahr müssen die Bäume erstmal Fuß fassen und wachsen.“ Man werde auf den Wildbestand achten müssen, damit keine Verbiss-Schäden zu beklagen sind. Hier helfen dann übrigens auch die Brombeerranken, die gegen Wild, das sich an den frischen Trieben laben will, wie ein natürlich Bissschutz wirken. „In drei bis fünf Jahren schauen wir dann, welche Pflege nötig wird“, erklärt der Förster noch. „Wir müssen schauen, wie sich die Birke ausbreitet und eventuelle runter- und zurückschneiden, damit wir die gepflanzten Bäume auch als zukünftigen Bestand durchkriegen.“ Die biegsamen und schnell wachsenden Birken „verdämmen“, heißt, sie behindern das Wachstum der anderen Bäume.

Auf geht’s zum Pflanzen: Hauptgeschäftsführer der Ärztekammer Sachsen-Anhalt Prof. Edgar Strauch (Foto: Peter Gercke)
Die Ärztekammer war bestens vertreten: Die Vorstandsmitglieder Dr. Henning Böhme, Thomas Dörrer und Dr. Torsten Kudela (v. l.) (Foto: ÄKSA)

Für kommende Baumpflanzaktionen im Wernigeröder Stadtforst stehen derweil noch jede Menge Pflanzflächen zur Verfügung, sagt Michael Selmikat noch. Rund 1.000 Fußballfelder warten, das ist eine Fläche etwa zweimal so groß wie der New Yorker Central Park. „Uns geht die Arbeit nicht aus“, sagt er und lacht. Bis es wieder vollflächig und dann im gemischten Harzwald rauscht, werden noch 20 bis 30 Jahre vergehen. „Wir wollen einen Wald haben, der nutzbar ist, der stabil und biologisch vielfältig ist, damit die Multifunktionalität, der wir uns verschrieben haben, gewährleistet ist.“

Aber schon im Frühjahr und Sommer grünt und blüht der Harzwald wieder. Wer die Pflanzstelle der Heilberufe besuchen und sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte, kann sie ab Januar als Wanderziel wählen. Das Pflanzgebiet bekommt eine eigene Sonderstempelstelle der Harzer Wandernadel! Wir werden Sie dazu noch detailliert im Ärzteblatt informieren. Und falls es Sie nun in den Fingern juckt und Sie selbst zu Spitzhacke und Spaten greifen wollen – die gemeinsame Pflanzaktion „Heilberufe helfen dem Harz“ geht 2025 in eine neue Runde.

K. Basaran

Die Klasse Allgemeinmedizin (KAM) aus Halle (Saale) wählte als ein Ziel ihres Wandertages die Pflanzstelle der Heilberufe, begleitet von Kammer-Vizepräsident Thomas Dörrer (2. v. l.) (Foto: ÄKSA)
Michael Selmikat (in grün) und seine drei Mitarbeiter: sie wiesen die Helferinnen und Helfer ein (Foto: ÄKSA)
Wie winzige Ameisen werkeln die vielen fleißigen Helferinnen und Helfer (Foto: Peter Gercke)
Zahlreiche Helferinnen und Helfer kamen zur Baumpflanzaktion (Foto: ÄKSA)