Art und Intensität des Traumas bestimmen die Symptomatik der Gefäßverletzung. Beim direkten schar-fen Trauma ist die Schädigung von der Adventitia zur Intima gerichtet. Beim direkten stumpfen Trauma (Kontusion, Kompression) ist sie umgekehrt. Bei partiellen Wandläsionen (Grad II nach Linder und Vollmar) dominiert die Blutung, bei vollständiger Lumendurchtrennung (Grad III) treten Kontraktionen der Arterienstümpfe auf und es kommen Ischämiezeichen hinzu. Bei stumpfen Traumen mit Intimaeinrissen (Grad I) treten meist keine Symptome auf. Sind Intima und Media betroffen (Grad II), kann sich innerhalb von Stunden eine Thrombose mit peripherer Ischämie entwickeln. Bei kompletter Zerquetschung (Grad III) kommt es praktisch immer zum akuten Gefäßverschluss (1).
Pseudoaneurysmen entstehen durch eine Unterbrechung der Kontinuität der Arterienwand und stehen am häufigsten im Zusammenhang mit einem Pene-trationstrauma, einer Arterienwandentzündung oder iatrogenen Ursachen. Sie unterscheiden sich von echten Aneurysmen dadurch, dass eine oder mehrere Schichten der Arterienwand davon fehlen. Die Häufigkeit peripherer arterieller Pseudoaneurysmen ist an den oberen Extremitäten geringer als an den unteren Extremitäten und die häufigste Ursache ist eine Schuss- oder Stichwunde. Durch die Zerstörung der Gefäßwand bildet sich ein Hämatom neben der beschädigten Arterie. Das entwickelnde Hämatom umhüllt den beschädigten Teil der Arterie und beeinträchtigt die Durchblutung. Periphere Arterien sind besonders anfällig für diese Art von Erkrankungen und Komplikationen, da sie ausschließlich von Weichgewebe umgeben und daher nicht ausreichend geschützt sind.
Die meisten veröffentlichten Fälle von Pseudoaneurysmen der oberen Extremitäten bei Erwachsenen berichteten über ein penetrierendes Trauma als Hauptursache (2). In der pädiatrischen Patientenklientel sind Knochenbrüche eine weitere wesentliche Ursache. Es ist wichtig, ein Pseudoaneurysma bei der Beurteilung pädiatrischer Patienten mit posttraumatischer Schwellung an den oberen oder unteren Extremitäten mit in Betracht zu ziehen, obwohl sie nur sehr selten bei pädiatrischen Patienten vor-kommen und bei der klinischen Untersuchung auch übersehen werden können (3).
Als hochzuverlässige diagnostische Instrumente zur Detektion und Beurteilung von Pseudoaneurysmen werden die Doppler- und Duplex-Sonografie (4) sowie die Angiografie eingesetzt. Die selektive Arteriografie der oberen Extremität ist der Goldstandard (5). Trotzdem war die Duplex- und Doppler-Sonografie in unserem Fall suffizient.
Als Limitation ist anzuführen, dass es sich beim berichteten Fall „lediglich“ um die Schilderung eines Einzelfalles handelt und die meisten der vorliegenden Studien zumeist kleine retrospektive Fallserien ohne Kontrollgruppe darstellen. Dennoch sind im klinisch-spezifischen Vorgehen des vorgestellten Falls im Zusammenhang mit der wissenschaftlich relevanten Literatur wertvolle Erfahrungen im Diagnose-bezogenen Fallmanagement eruiert worden.