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Universitätsklinikum Magdeburg

15 Jahre Neugeborenen-Hörscreening in Sachsen-Anhalt

15 Jahre Neugeborenen-Hörscreening in Sachsen-Anhalt

Fotos: Schubert, Universitätsmedizin Magdeburg

Das Hören hat für Neugeborene nicht nur eine wichtige Alarm- und Signalfunktion, auch für die Sprachentwicklung ist eine funktionierende Hörwahrnehmung essenziell. Kommt es während der frühkindlichen Entwicklung zu Hörstörungen, folgen lebenslange Einschränkungen und Störungen in der Kommunikation. Die Prävalenz für angeborene Hörstörungen liegt bei 1 – 2 pro 1.000 Geburten.

Am 12.06.2024 fand ein Schulungsprogramm zum Neugeborenen-Hörscreening im Universitätsklinikum Magdeburg statt. Die Veranstaltung wurde von der Trackingstelle Neugeborenen-Hörscreening des Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt gemeinsam mit der Universitätsklinik für HNO-Heilkunde und dem Verein „Sachsen-Anhalt hört früher e. V.“ ausgerichtet. Herr Prof. Dr. Vorwerk, leitender Oberarzt der HNO-Klinik und Vorsitzender des Vereins, eröffnete die Fortbildung. Zusätzlich zu allen an der Diagnostik und Therapie beteiligten Professionen hob er die Aufgabe des Vereins hervor, um die frühzeitige
Diagnostik, Therapie und Rehabilitation frühkindlicher Hörstörungen zu begleiten. Bei Bedarf unterstützt der Verein z. B. durch Schulungsveranstaltungen die Geburts- und Kinderkliniken sowie niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen in Sachsen-Anhalt.

Die Ergebnisse des Neugeborenen-Hörscreening stellte Frau PD Dr. Rißmann für Sachsen-Anhalt vor. Seit dem Jahr 2009 hat jedes Neugeborene in Deutschland einen Anspruch auf die Untersuchung des Hörvermögens nach der Geburt. Nachfolgend schließt sich ein Tracking (= Nachverfolgung) an, um die Kinder mit permanenten Hörstörungen frühzeitig zu diagnostizieren und eine Therapie beginnen zu können. Für Sachsen-Anhalt ergibt sich seit 2009 eine Gesamtzahl von 231.802 im Hörscreening-Tracking nachverfolgte Kinder und pro Geburtsjahr eine durchschnittliche Anzahl von etwa 35 – 40 Betroffenen mit einer Hörstörung.

Über die Anatomie und Physiologie des Hörens und Hörstörungen bei Kindern berichtete Frau Dr.
Loderstedt. Dabei betonte sie, dass für eine normale Hörentwicklung sowohl die anatomischen Verhältnisse, aber auch eine ausreichende und kontinuierliche Stimulation von Bedeutung sind. Abschließend verdeutlichte sie, dass eine normale Hör- und Sprachentwicklung durch rechtzeitige Diagnostik und Therapie möglich ist. Auf die Problematik der progredienten Hörstörung bei einer kongenitalen Cytomegalievirus-Infektion (cCMV) verwies Frau Dr. Reinhardt. Die cCMV-Infektion gehört zu den häufigsten kongenitalen Infektionen in den Erste Welt-Ländern (Prävalenz: 0,6 – 0,7 %). Mit einem klinischen Fallbeispiel stellte sie die Herausforderung der Abgrenzung bei der Geburt symptomatischer Kinder (scCMV) von zum Geburtszeitpunkt asymptomatischer Kinder (acCMV) dar. Zum Abschluss der Veranstaltung präsentierte Frau Dr. Lampe Fallbeispiele aus der HNO-Praxis. Sie stellte drei Fälle von Kindern im Alter von 7 bis 11 Jahren vor, bei denen trotz unauffälligem Hörscreening nach der Geburt bzw. bei unklarem Neugeborenen-Hörscreening aktuell eine Hörstörung diagnostiziert wurde.

Gemeinsames Foto der Referenten (v. l.: Prof. Dr. U. Vorwerk (UMMD), PD Dr. A. Rißmann (UMMD), Dr. M. Loderstedt (HNO-Ärztin Wanzleben-Börde), Dr. K. Lampe (HNO-Ärztin Magdeburg-Neustadt), Dr. H. Reinhardt (HNO-Klinik Halberstadt)

Text: Angelina Degen & Andrea Köhn

Korrespondenzadresse:

Trackingstelle Neugeborenen-Hörscreening
Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt
Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität
Leipziger Straße 44, Haus 39, 39120 Magdeburg
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