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Buchrezension

In der Geburtsklinik – Alles, was man wissen muss

In der Geburtsklinik – Alles, was man wissen muss

Dr. med. Richard Krüger

Verlag Goldmann, München 2024, ISBN 978-3-442-14294-1, Paperback (18,5 x 12,5 x 3 cm), 3 Abbildungen, 350 Seiten, 16,00 €

Er nennt die Geburtshilfe das schönste Fach der Medizin! Dr. med. Richard Krüger ist Assistenzarzt in Weiterbildung zum Gynäkologen an der Charité. Bereits innerhalb der ersten Jahre seiner beruflichen Tätigkeit stellt er fest, dass viele Frauen, die erstmalig zur Entbindung in dieses größte deutsche Perinatalzentrum (ca. 5.500 Geburten im Jahr) kommen, nicht so genau wissen, was ihnen um die Geburt ihres Kindes bevorsteht. Er meint, dass Lücken im Wissen sowie der Kommunikation und Information um diesen an sich wunderbaren Vorgang im Leben des Menschen bestehen würden und möchte mit seinem Buch Abhilfe anbieten.

Richard Krüger teilt seine recht umfang- und wortreichen, medizinisch fundierten Texte ein in die Hauptkapitel: I. Die Geburtsklinik, II. Die Geburt und III. Die Geburt unter besonderen Umständen. Von seinem Chef, dem Lehrstuhlinhaber, wird der Autor in der Einführung als interessierter und lebensfroher Kollege charakterisiert. Das tritt, mitunter etwas überbordend, bei der Lektüre des Buches auch zu Tage.

Die Kommunikation sei alles, postuliert Krüger und führt auch eine Menge Beispiele dafür an. Schritt für Schritt des Ganges der werdenden Mutter vom absehbaren Ende der Schwangerschaft bis in die Nachbetreuung von Mutter und Kind stellt er vor. Alles ist ihm wichtig, z. B. die Wahl der Geburtsstätte, die Planung, Vorbereitung, und Anmeldung der Geburt im Verein mit der Hebamme, die Untersuchungen unmittelbar um den Geburtsvorgang und denselben im Kreißsaal natürlich. Er bemüht sich sehr um eine Vermeidung unbeabsichtigter medizinischer Fachfremdsprache, ohne sich allzu sehr zu verbiegen. Nur selten rutscht etwas Medizinerlateinisches durch.

Das Geschriebene gestaltet er optisch abwechslungsreich und didaktisch sinnfällig mit Zwischenüberschriften, schattiert unterlegten Abschnitten und gerahmten Kästen. Letztere dürften jedoch wegen gelegentlicher Ausuferung über mehrere Seiten an Übersicht und somit Wirkung verlieren. Für manche Vorgänge erfindet er Geschichten, dem richtigen Leben bzw. der eigenen Erfahrung folgend. Allerdings gibt es in den 350 Seiten nur drei, dazu noch mit winziger Schrift erklärte Abbildungen. Er malt halt lieber mit der Sprache und umgeht so vielleicht die nicht unbedeutenden Kosten einer passenden Illustrierung seines Buches.

Dieser junge Arzt im großen Klinikteam hat offensichtlich seinen ganz lebensnahen Beruf sehr verinnerlicht. Er erklärt den Kaiserschnitt als Bauchgeburt, deren Vor- und Nachteile, die Möglichkeiten der Schmerzdämpfung, den Umgang mit der Nachgeburt (abstruse Vorstellungen gibt es diesbezüglich) u. v. a. m. Den mitkämpfenden Begleitern der Gebärenden gibt er Verhaltensregeln an die Hand. Er macht auf Komplikationsmöglichkeiten aufmerksam, alles in gut verständlicher Alltagssprache. „Zur Hölle“, kommt schon mal vor und die Besteigung des Mount Everest im Leistungsvergleich ebenfalls.

Für wen hat er also den Ratgeber geschrieben? Erklärterweise für entbindungsgewärtige Frauen und ihr familiäres Umfeld, hauptsächlich die mitelterlichen Partner. Deshalb sind die Texte durchgehend im generischen Femininum verfasst. Da stutzt man schon manchmal als Leser. Studenten der Medizin und Aspiranten verwandter Fachberufe könnten sich damit ebenfalls auf ihr angesteuertes Ziel einstimmen. Inhaltsverzeichnis und Sachwortregister, beide nicht ganz lückenfrei, helfen bei der Orientierung. Der Verzicht auf Farben im Text und Illustration sowie das Taschenformat erklären den niedrigen Preis des Buches, das besser ist als sein flexibles Outfit es prima vista vermuten lässt.


F.T.A. Erle, Magdeburg (Juni 2024)

Cover: Verlag