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EACME 2024

Projekt fördert Partizipation in der geriatrischen Onkologie

Europäische Konferenz für Medizinethik fand in Halle (Saale) statt

Im Rahmen der Eröffnung hießen Tagungspräsident Prof. Dr. Jan Schildmann (l.), EACME-Präsidentin Prof. Dr. Ruth Horn (2. v. l.) sowie der Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Thomas Moesta (2. v. r.) das Publikum in Halle willkommen; gefolgt von der ersten Plenarveranstaltung zum Thema »Translating Ethics into Healthcare« mit einem Vortrag von Prof. Dr. Kristine Bærøe (r.), der von Jun.-Prof. Dr. Suzanne Metselaar (Mitte) kommentiert wurde

Foto: Zentrale Fotostelle UMH

Translationale Ethik im Zentrum intensiver wissenschaftlicher Diskussionen
Fast ein Jahr nach der nationalen Jahrestagung der Fachgesellschaft AEM (Akademie für Ethik in der Medizin e. V.) (s. Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 1-2/2024) war Halle (Saale) vom 12. – 14. September 2024 erneut Tagungsort für Medizinethikerinnen und -ethiker. Die in den 1980er Jahren gegründete European Association of Centres of Medical Ethics (EACME) stellt ein Netzwerk für die Stärkung von Lehre, Forschung, Kommunikation sowie der Debatten rund um ethische Fragen in der medizinischen Praxis und Gesundheitspolitik dar. Über 180 Teilnehmende aus 26 Ländern trafen sich in der Händelstadt, um sich anlässlich der EACME-Jahrestagung über das Thema „Translating Ethics into Healthcare Practice and Research. Potentials and Risks“ auszutauschen. Hochkarätige Referentinnen und Referenten beleuchteten das Thema u. a. in vier Plenarveranstaltungen. Organisiert wurde die Konferenz durch das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Martin-Luther-Universität (MLU) Halle-Wittenberg (Direktor Prof. Dr. Jan Schildmann) in Kooperation mit dem Profilzentrum Gesundheitswissenschaften (PZG) an der Medizinischen Fakultät der MLU Halle-Wittenberg.
Eröffnungsveranstaltung über die Umsetzung von Ethik im Gesundheitswesen
Am Nachmittag des 12. September wurde die Konferenz durch die EACME-Präsidentin Ruth Horn (Oxford/Augsburg) eröffnet. Thomas Moesta, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Halle (Saale), richtete Grußworte an das Publikum, welches sich zahlreich in der Aula des Löwengebäudes eingefunden hatte. Zur Eröffnungsveranstaltung referierte Kristine Bærøe (Oslo) über die Umsetzung angewandter Ethik in die Praxis. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie sich in der Bioethik die Lücke (gap) zwischen akademischer und realer Welt auf ethisch vertretbare Weise schließen lasse. Kommentiert wurde der Vortrag von Suzanne Metselaar (Amsterdam), woran sich eine engagierte Diskussion mit dem Plenum anschloss. Sieben Parallelsitzungen boten den Teilnehmenden im Anschluss ein breites Themenspektrum vom Einsatz virtueller Realität in der psychiatrischen Versorgung bis hin zur ethischen Bewertung klimasensibler Beratung.
Umsetzung ethischer Grundsätze in Gesundheitsrichtlinien am Beispiel der Suizidassistenz

In der Tradition der mit dem Klinischen Ethikkomitee am Universitätsklinikum Halle (Saale) durchgeführten Ethiktage, bildeten am Freitag, den 13. September, Herausforderungen bei der Umsetzung von Ethik in der Patientenversorgung inhaltliche Schwerpunkte. Der Morgen begann mit der Verleihung der EACME-Preise. Der Paul Schotsmans Prize (für junge, begabte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler), der Visiting Scholarship Exchange Award sowie der Collaboration Award wurden an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz vergeben. In der darauffolgenden Plenarsitzung widmete sich Michael Parker (Oxford) der Rolle der Bioethik in der Wissenschaftspolitik und Psychiater Scott Kim (Bethesda, USA) veranschaulichte die Komplexität der Umsetzung ethischer Grundsätze in Richtlinien am Beispiel des assistierten Suizids. Die Aktualität dieses Themas – auch in Sachsen-Anhalt – zeigt sich unter anderem in der Einrichtung eines Forschungsnetzwerkes zum Thema (www.forschungsnetzwerk-suizidassistenz.de) und der Entwicklung einer nationalen Leitlinie unter Mitwirkung Hallenser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/096-001).

Aufmerksam verfolgte das Publikum in der Aula des Löwengebäudes den Vortrag von Prof. Dr. Michael Parker zum Thema »Truth and Consequences: the Roles of Bioethics in Science Policy«
Ethik in die klinische Praxis umsetzen. Advance Care Planning und Ethikberatung
Am späten Nachmittag folgte die dritte Plenarsitzung, die von Ellen Fox (Washington) und Georg Marckmann (München) gestaltet wurde. Während Fox sich auf die bereits erwähnte Lücke (gap) zwischen ethischer Theorie und Praxis bezog und dabei einen speziellen Fokus auf Modelle der Qualitätsverbesserung legte, sprach Marckmann von der Soll-Ist-Lücke (ought-is gap). Anhand eines Forschungsprojektes zum Konzept des Advance Care Planning (ACP) demonstrierte er einen systematischen Ansatz einer praxisorientierten transformativen Ethik. Das seit mehreren Jahren etablierte ACP-Angebot am Universitätsklinikum Halle (Saale) steht nicht nur in der Tradition dieses Ansatzes, sondern erfreut sich einer großen Akzeptanz bei Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen. Zum Tagesabschluss trafen sich die EACME-Mitglieder im Rahmen ihrer alljährlichen Versammlung und fanden sich anschließend zum traditionellen Konferenzdinner mit Blick auf Burg Giebichenstein ein.
Partizipation als Weg zur translationalen Ethik

Den inhaltlichen Abschluss der Tagung bildete am Samstag, den 14. September, die letzte Plenarveranstaltung zur Fragestellung der Partizipation als möglichen Weg der translationalen Ethik. Unter partizipativer Forschung wird die aktive Einbindung von Patientinnen und Patienten und/oder Personen der Öffentlichkeit in die Planung und Ausführung neuer Projekte verstanden. Jonathan Ives (Bristol) sowie Katja Kühlmeyer (München) thematisierten in ihren Beiträgen Potenziale und Herausforderungen partizipativer Forschung, die am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin derzeit in Form eines sogenannten Partizipationsbeirates verankert wird. Abschließend wurde der Staffelstab an den nächsten EACME-Austragungsort übergeben. Sebastian Wäscher vom Institut für Biomedizinische Ethik und Medizingeschichte der Universität Zürich führte in das Tagungsthema 2025 – Responsible Innovation: Ethical Perspectives on Health Care Research and Practice – ein.

Autorin: Dr. Christiane Vogel

Korrespondenzadresse:

Dr. phil. Christiane Vogel, M.A., M.mel.
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Institut für Geschichte und Ethik der Medizin Magdeburger Straße 8, 06112 Halle (Saale) E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Foto: Theresa Schneider